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In den letzten Jahren wurde das Tab im Bogensport immer persönlicher. Bekannte Marken wie Axcel und Shibuya werben mit enger Zusammenarbeit mit Spitzenschützen für ihr Produkt, mit individuellen Einstell- und Personalisierungsmöglichkeiten. Den Stein ins Rollen gebracht hat Simon Fairweather, Olympiasieger von 2000, der sein eigenes Tab seit Anfang 2017 vertreibt. Seit Frühjahr 2019 haben wir es auf Bogensportshop.eu im Programm.

Als ausgebildeter Kunstschmied und mit einer überaus erfolgreichen Bogensportkarriere kann dem fünfzigjährigen aktuellen Nationaltrainer der Australischen Mannschaft kaum jemand an Wissen und Erfahrung das Wasser reichen. Aber Fairweather hatte schon als Schütze seinen eigenen Kopf, und das merkt man dem Tab an. Das Design ist so simpel, dass es schon beängstigend ist. Allein eine einzige Schraube hält den Fingertrenner, die Grundplatte und das Leder, ja das ganze Tab zusammen. Eine höhenverstellbare Ankerplatte, Erweiterung der Handflächenstütze oder Haken für den kleinen Finger sucht man vergeblich. Doch verfolgt Fairweather hier auch nicht das Konzept einer hochkomplexen einstellbaren Maschine. Vielmehr steht für ihn die natürliche Verbindung von Schützen und Bogen im Vordergrund.

Wer das Tab für kurze Zeit anhat bemerkt es kaum mehr. Der Fingertrenner aus Urethan besitzt eine neutrale Temperatur und auch die drei Schichten Känguruleder mit der Grundplatte passen sich geschmeidig, ja sogar organisch der Hand an. Und das Tab ist ein Fliegengewicht, das ohne jeglichen Ecken und Kanten mit einer leichten Ankerplatte direkt an das Kinn gezogen wird. So ist eine Verletzungsgefahr unmöglich.

Saubere Trennung von Zeige- und Mittelfinger durch den weichen Fingertrenner aus Polyurethan.

Die drei Lagen aus Känguruleder haben mich anfangs etwas verwirrt: Warum gleich 3? Ist das nicht zu dick bei meinen 30 Pfund Zuggewicht auf den Fingern? Auch hier zeigt sich, dass Fairweather mitdenkt – das Leder hat eine glatte und eine etwas rauere Seite. Davon sollen die zwei Schichten zur Sehne hin glatt und die letzte auf dem die Finger liegen umgedreht werden. So ist immer nur die Glatte Seite im Kontakt, um Reibung und Verschleiss zu reduzieren. Die größte Überraschung und Bonuspunkt zeigte das Tab hinsichtlich dem Einschießen. Mit Cordovanleder nehme ich mir mindestens drei Trainingseinheiten Zeit das Leder weicher zu machen. Drei Schichten von Känguruleder waren bereits nach der ersten Passe eingeschossen und mussten nur noch etwas hier und da getrimmt werden.

Obwohl die Individualisierungsmöglichkeiten wie oben beschrieben nicht groß erscheinen, liegt die Vielfalt doch im Detail: Zuerst probiert der Schütze/die Schützin den Messring. Selbst bei bekannter Ringgröße lohnt sich das, da bei der Breite des Fingertrenners meißt eine Nummer größer besser passt. In Verbindung mit der Ringgröße bestellt man sich nun das Leder mit der Grundplatte. In meinem Fall war bei der kleinsten Ringgröße von 17 die Plattengröße S klar.

Für Hände mit ungewöhnlich breiten oder dünnen Fingern zeigt sich das durchdachte Konzept vom Australier: Jeder Ring passt auf jede Plattengröße um auch den nicht 08/15-Händen einen maßgeschneiderten Sitz zu geben. Da nehme ich die XL-Version heraus, wobei das konstruktiv auch verständlich ist. Bei Abnutzung kann eine oder gleich drei Lederschichten problemlos nachbestellt und ausgewechselt werden.

Drei Lagen Känguru-Leder schützen die Finger.

Das Fairweather Tab ist sicherlich nicht die Antwort für jeden Recurveschützen und liegt mit dem angesetzten Preis von ca. 75 € (XL: 83 €) im Spitzensegment. Interessanterweise übertreffen die beiden neuen Tabs von Shibuya und Axcel noch den Preis, wobei man fairerweise die verwendeten Materialien berücksichtigen muss. Nach meinem Vorgängertab HockII von Decut (ca. 30 €) sehe ich mich das Tab erstmal nicht aus der Hand legen. Es ist einfach zu gut als zum alten zurückzukehren und macht bereits nach dem ersten Schuss Lust auf mehr.

Das Fairweather-Tab im Shop