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Inhalte dieses Artikels


HINWEIS: Ab sofort steht für euch das wohl derzeit umfangreichste BSS-Glossar zur Verfügung! Wir haben alle möglichen Fachtermini des Bogensports für euch so funktionell wie möglich zusammengestellt. Sollte doch noch etwas fehlen? Dann schreibt uns gerne an! Wir ergänzen das liebend gern.


Grundsätzliches und ein erster Überblick:

Das Wort „Recurve“ sagt eigentlich erst einmal nicht sehr viel aus. Damit ist aber grundsätzlich ein bestimmter Bogentyp gemeint. Mit „Recurve“ (aus dem Englischen ‚recurved‘ was z.dt. ‚zurückgebogen‘ bedeutet) ist ein Bogen gemeint, bei dem die Bogenenden im entspannten Zustand nach vorne gebogen sind. Dem entgegengesetzt wäre z.B. ein Bogen mit geraden Bogenenden, wie sie bei einem Langbogen der Fall ist.

Recurve: „zurückgebogene“ Wurfarme
Langbogen: gerade Wurfarmenden

Prinzipiell ist die Bogentypwahl natürlich eine reine Geschmackssache. Technisch gesehen jedoch, bringt ein Recurve etwas mehr Energie als ein Langbogen mit geraden Bogenenden. Alleine deshalb kann der Pfeil bei einem Recurve schneller fliegen und besitzt entsprechend eine im Vergleich flachere Flugkurve.

Das Equipment der Recurve-Disziplinen im Überblick

Es gibt verschiedene Bogensport-Disziplinen in denen Recurvebögen zugelassen sind. Es gilt prinzipiell den Olympischen Recurve vom Blankbogen zu trennen. Wie der Name schon sagt, sollte ein Blankbogen weitestgehen „blank“, bzw. mit wenig Hilfmittel ausgestattet sein. Mit einem Olympischen Recurve ist man im Vergleich in der Lage noch weitere Hilfsmittel, wie z.B. Visier und Stabilisatoren, heranzuziehen. Eine kurze Erklärung zu einzelnen Equipmentteilen findet ihr im Folgenden:

Blankbogen + Olympischer Recurve

Blankbogenschießen gehört nach dem Regelwerk der WA (World Archery Federation) zu einer eigenen Disziplin. Ein Blankbogen kennzeichnet sich am deutlichsten dadurch, dass er kein Visier und keine Stabilisatoren besitzt. Einzig das Anbringen von Gewichten direkt an den Bogen sind erlaubt. Sie sollen primär dafür sorgen, dass der Bogen nach dem Lösen des Schusses nicht kippt, sondern in einer aufrechten Stellung verharrt. Wichtig bei der Teilnahme an einem Turnier ist, dass der Blankbogen mit samt seiner Gewichte durch einen 12,2 cm Ø Ring durchpasst. Hier können folgende Materialien benutzt werden:

Mittelteil

Man spricht generell von einem „Mittelteil“ (engl. Riser oder Handle, im dt. auch Mittelstück), wenn es sich bei dem Recurve um einen Take-Down-Bogen handelt. Es bezeichnet den zentralen Bestandteil eines „zerlegbaren Bogens“ (take-down) und bedarf mindestens noch ein Wurfarmpaar für die Nutzung.

Wurfarme

Mit dem Begriff „Wurfarm“ (engl. limbs) bezeichnet man den unteren und oberen Teil des Bogens. Sie werden auf der einen Seite an das Mittelteil gesteckt (Wurfarmtaschen, bzw. Wurfarmaufnahme), während die Schlaufen der Sehne an die Wurfarmspitzen gehängt werden.

Wurfarme werden ausschließlich als Wurfarmpaar verkauft.

Sehne

Mit Sehne (engl. String) bezeichnet man die Schnur (meist aus Kunststoff) mit welchem der Bogen gespannt wird.

Es gibt nicht unzählige Sehnen(garn)hersteller, aber doch genug, um insbesondere als Anfänger ratlos zu sein. Denn zum einen gibt es Markennamen, zum anderen aber auch Materialbezeichnungen, welche für etwaige Verwirrung sorgen könnten. Aber seid unbesorgt, das ist alles kein Hokus-Pokus. Und wenn man sich etwas reingelesen hat, sogar ganz logisch. Daher hier erst einmal unser Überblick.

Tab

Vor allem im Leistungsbereich, wo der Bogen sehr stark ist, ist es undenkbar ohne einen Fingerschutz zu schießen. Durch die Wucht der Sehne könnte es sonst zu ernsthaften Verletzungen kommen. Es gibt hier ganz pragmatisch Schießhandschuhe. Aber bewährt und im Kontext des Olympischen Bogenschießens beispielsweise sind sogenannte Tabs der O-Ton.

Ein Tab besteht meistens aus einer Schicht weichem Veloursleder und einer weiteren Schicht (syntetischem/echtem) Leder, der auf einer Platte mit einem Fingertrenner angebracht wird. Diese Lederschichten sollen vor Einschneidungen durch die Sehne an den Fingern (Zeige-, Mittel-, und Ringfinger) der Zughand schützen. Bei moderneren Modellen können zusätzlich anschraubbare Komponenten wie eine Ankerplatte und/oder ein Pinky Hook (auch Fingerplatte) angebracht werden.

Pfeilauflage

Eine Pfeilauflage (engl. „Rest“) ist im kompetitiven Schießen bei Blankbogen wie auch Olympischen Recurve undenkbar. Sie ist eine extra angebrachte Auflage für den Pfeil im Schussfenster des Bogenmittelteils.

Meist besitzt jede Auflage in der Mitte ein Loch für den Button (s. nachfolgenden Punkt)

Hier gibt es Kunststoffauflagen, bei der die komplette Auflage aus einem Guss besteht, während es auch feinere Magnetauflagen gibt. Diese besitzen beispielsweise eine kleinteilige Mechanik mit einem Aufflageärmchen und einem kleinen Magneten, der zur Seite klappen kann und so einen ungewollte Beeinflussung des Pfeilflugs vermeidet.

Button

Bei einem Button (im Engl. auch: Plunger) handelt es sich um einen Abstandhalter, meist ein federnder Stift, der insbesondere bei technischen Bögen (wie z.B. bei modernen Take-Down-Bögen) den Pfeil auf der Pfeilauflage positioniert.

(Extra Blankbogen-)Gewicht

Wie bereits erwähnt: Beim Blankbogen ist lediglich das Anbringen von Gewichten direkt an den Bogen erlaubt und sollen primär dafür sorgen, dass der Bogen nach dem Lösen des Schusses nicht kippt, sondern in einer aufrechten Stellung verharrt.

Beim Olympischen Recurve beispielsweise sollen Gewichte viel mehr als Ausgleich zum Zuggewicht dienen, sodass der Bogen, bzw. die Bogenhand in Ankerposition so ruhig wie möglich steht. Diese können direkt am Bogen sein, müssen aber nicht. Meist werden die Gewichte am Ende der Stabilisatoren modifiziert.

Olympischer Recurve

Wie der Name schon sagt. Es gibt ein bestimmtes Equipment-Setup, das einen Recurve kennzeichnet, wie auch für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen zulässig macht. Im Vergleich zum Blankbogen sind beim Olympischen Recurve ein paar Hilfmittel mehr erlaubt. Diese sind z.B. folgende:

Visier

Beim Olympischen Recurve gehört das Visier wohl zu den kennzeichneden Merkmalen. Das Visier ist eine Zielvorrichtung, die an das Mittelteil angeschraubt werden kann.

Je nach Modell sind Distanzmarker eingezeichnet, oder können auch individuell angebracht werden. Ausschlaggebend für die Wahl eines Visiers sind Material, Gewicht, wie auch Einstellfeinheiten. Ein Herstellereigenes Visiertunnel ist i.d.R. mit inbegriffen, kann jedoch nach Belieben ausgetauscht werden.

Klicker

Mit Klicker bezeichnet man ein dünnes Metallblech (auch Carbon), welches am Mittelteil vor der Pfeilauflage angeschraubt wird. Auch dieses recht kleine Equipmentteilchen ist heute so ziemlich kennzeichnend für den Olympischen Recurve, zumal spätestens im Leistungssport nichts mehr ohne diesen kleinen Helfer geht.

Der Klicker wird so eingestellt, dass er bei Erreichen der vollen Auszugslänge vom Pfeil rutscht und durch das Anschlagen am Bogen ein „Klickgeräusch“ erzeugt. So wird gewährleistet, dass der Pfeil stets mit derselben Auszugslänge, ergo demselben Zuggewicht abgeschossen wird.

Stabilisatorensystem

Als Stabilisatoren bezeichnet man stangenförmige Erweiterungen (wahlweise mit Gewichten und Dämpfer am Ende), die man (meist vorne) an den Bogen anschraubt. Sie sollen dafür sorgen, dass die Wucht der Wurfarme beim Lösen, über den Stabilisator effektiv abweichen kann. Dadurch reduziert sich entsprechend der Handschock, wie auch Unruhe des Bogens beim Abschießen.

Ausschlaggebend für die Qualität der Stabilisatoren ist das Material, bzw. die Qualität mit welchem der Schock absorbiert und weitergegeben wird. Idealiter soll nach dem Abschuss, der Bogen gleichmäßig nach vorne schwingen.

Bestandteile von einem Stabilisatorensystem können sein:

Bei den koreanischen Bogenschütz*innen kann man das Schwingen des Bogens oft sehr gut beobachten, wie z.B. bei Choi Misun, Berlin 2017
Stabilisator lang

Die langen Stabilisatoren sind 26″-32″ lang (in Ausnahmen auch etwas kürzer oder länger) und werden häufiger im Sportschießen verwendet, als z.B. in Feld- oder 3D-Runden. Das hat ganz einfach den Hintergrund, dass lange Stabilisatoren in einer waldigen Umgebung schnell unhandlich werden können.

Aber insbesondere im Kontext des Olympischen Recurves ist die Gesamtlänge des Stabilisatorensystems nicht unwichtig und kann erheblich für die notwendige Ruhe beim Zielen und Schießen sorgen. Welche Länge nun genau ideal für einen ist, muss einfach ausprobiert werden.

An einem Ende des Stabilisators befinden sich i.d.R. Dämpfer und individuell eingestellte Gewichte.

Stabilisator kurz

Die kurzen Stabilisatoren sind 8″- 12″ lang (in Ausnahmen auch bis 15″) und werden beim Olympischen Bogenschießen für seitliche Ausbalancierung der Haltung genutzt. Darüber hinaus werden kurze Stabilisatoren aber auch beim Feld- und 3D-Schießen verwendet, da sie im gegensatz zu langen Stabilisatoren sehr viel praktischer in waldigen Umgebungen sind.

An einem Ende des Stabilisators befinden sich i.d.R. Dämpfer und individuell eingestellte Gewichte.

Extender

Der Extender beim Stabilisatorensystem ist als eine Art Vorbau zu verstehen. Der i.d.R 2“ bis 5“ kurzes Bauteil aus Aluminium oder Carbon wird an die V-Bar angeschraubt. Somit wird das ganze Stabilisationssystem vom Bogen weg in Richtung Scheibe geschoben. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt des Stabilisationssystems und auch der Schwerpunkt des Bogens.

V-Bar

Die V-Bar ist das Kernstück des Stabilisatorensystems. Wie der Name evtl. schon erahnen lässt, handelt es sich um ein V-förmiges Verbindungsteil, welches den langen Stabi mit den Kurzen verbindet.

Die „V-Bars“ sind dabei die zwei kurzen seitlichen Stabilisatoren, die in einer „V“-Anordnung angeschraubt werden. Obwohl „V-Bars“ eigentlich die Stabilisatoren meint, wird unter „V-Bar“ heute das Verbindungsstück verstanden.

Zusätzliche Ausrüstung

Auch dieser Bereich ist wie so ziemlich alles im Bogensport individuell zu gestalten. Wir versuchen hauptsächlich einen Überblick für eine erste Orientierung zu geben:

Fingerschlinge

Eine Fingerschlinge ist insbesondere bei Schießtechniken eminent bei denen der Bogen nicht gegriffen werden soll. Wenn man den Bogen fest greifen würde, könnte man mit einer winzigen Bewegungen im Moment des Abschusses noch einen Einfluss auf den Pfeilflug bewirken, was natürlich verhindert werden soll.

Daher kann man bei vielen Schütz*innen schön beobachten, wie der Bogen nach dem Schuss komplett in die Schlinge fällt und frei schwingt.

Es handelt sich bei der Fingerschlinge um eine Schnur, die man kaufen, oder auch selbst machen kann. I.d.R. wird sie um den Daumen und den Zeigefinger befestigt und sorgt dafür, dass der Bogen beim Schuss nicht herunterfällt.

Alternativ gibt es auch Handschlaufen, die um das Handgelenk und zwischen Mittelteil und Stabilisator geklemmt wird. Handschlaufen sind aber eher beim Compound verbreitet, als bei Recurve-Schütz*innen.

Brustschutz

Ein Brustschutz (auch: Streifschutz) legen sich insbesondere Olympische Recurveschützen über jene Brusthälfte an, die auch unter Umständen Sehnenkontakt haben. Zum einen schützt sie vor schmerzhaften Aufschlägen der Sehne auf die Brust, zum anderen gewährleistet sie, dass die Sehne stets dieselbe Oberfläche am Berührungspunkt auf der Brust hat und sich somit nicht an (unterschiedlichen) Oberflächen der Kleidung verfangen kann.

Side Fact: In der radiologischen Bildgebung kann es vorkommen, dass der ständige Kontakt der Sehne mit der Brust liposome Verschiebungen verursacht, welche wiederum evtl. vom behandelnden Arzt falsch gedeutet werden können. Ein Brustschutz kann das wohl auch vorbeugen, in dem es den einschneidenden Kontakt der Sehne ein Stück weit neutralisiert.

Armschutz

Ein Armschutz -wie der Name schon sagt- schützt den Bogenarm vor einem möglichen Schlag der Sehne nach dem Lösen. Diesen gibt es in unterschiedlichen Formen und Farben.

Bei einer richtigen Technik wird die Sehne nie auf den Arm schlagen, doch kann sie ziemlich dicht an ihm vorbeizischen und evtl. auch erst im Nachhinein unangenehm an der Haut schürfen. Insofern ist ein Armschutz in jeder Hinsicht fast unabdingbar für Olympische Recurve-Schütz*innen.

Pfeilköcher

Köchergürtel
Extra Köchertäschchen
Seitenköcher

Pfeilköcher sind im Prinzip einfach nur Behälter, bzw. Taschen, in denen die Pfeile aufbewahrt werden. Auf dem Markt gibt es mehrere Ausführungen, wie z.B. als Hüftköcher, bzw. Seitenköcher, Rückenköcher, Sattelköcher, oder auch bereits am Bogen (Bogenköcher) montierte Köcher. Beim Olympischen Recurve sind Hüft-, bzw. Seitenköcher die am häufig benutzten Köcherformen.

Zu den Bestandteilen gehören prinzipiell immer Gürtel und der Köcher selbst. Häufig sieht man auch bei Recurveschützen extra Täschchen am Gürtel, in den man Pfeilzieher, Fingerschlinge, oder andere Dinge rein wirft, die man evtl. zwischen Schießpassen ablegen möchte, aber bald wieder braucht. Hierzu gibt es im Shop sog. Release-Täschchen, die für Compoundschützen angedacht waren, damit diese soz. das Release ablegen konnten. Inzwischen sind diese Täschchen in allen Stilarten des Bogensports weit verbreitet.

Wurfarmdämpfer

Wurfarmdämpfer sind nicht essentiell für den Leistungssport Recurve, aber sie sind dennoch insbesondere bei Spitzensportlern oft zu sehen und prinzipiell auch immer empfehlenswert.

Sie werden mit einem starken, doppelseitigen Klebeband an die Wurfarme geklebt und fangen zusätzlich den Schock auf, der beim Lösen der Sehne entsteht.

Der Bogen wird i.d.R. deutlich ruhiger.

Pfeilzieher

Definitiv ein Must-Have, auch wenn das hier aufgelistet wird. Wer einmal mit einer respektablen Pfundzahl den Pfeil in eine nasse Strohscheibe geschossen hat, wird sofort verstehen was ich meine.

Ein Pfeilzieher ist ein Hilfsmittel (meist aus Anti-Rutschmaterial wie z.B. Silikon), um Pfeile besser aus der Scheibe ziehen zu können.

Notiz: Funktioniert nicht immer einfach, aber in einem solchen Fall funktioniert es ohne halt gar nicht.

Pfeilzähler

So einen Zähler kennt man sicherlich in erster Linie aus anderen Kontexten. Im Bogensport (egal welche Disziplin) braucht man so einen Zähler insbesondere beim Training, wenn man sich Meilensteile setzt, oder Buch führt.

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