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Eines der ersten Dinge, die Trainer*innen beispielsweise in einem Bogenschießverein bei ihren Schützlingen erfahren wollen, ist deren Auszugslänge. Also die benötigte Gesamtlänge des Pfeils samt Pfeilspitze und Nocke. Das klingt jetzt selbstverständlich, aber insbesondere bei Anfängern tatsächlich tückisch. Warum? Denn die Auszugslänge kann z.B. bei noch nicht routinierter Schießtechnik um einige Zoll variieren. Das ist aber prinzipiell auch nicht so schlimm, einfach bei noch inkonsistenter Schießtechnik 1-2 Zoll großzügiger sein. Denn einen etwas längeren Pfeil kann man später noch anpassen, aber einen zu kurzen nicht mehr. Im schlimmsten Fall könnte euch der Pfeil von der Auflage fliegen und das könnte zu Verletzungen führen. Das ist auf jeden Fall ein großes No-Go! Es gibt ein paar Methoden, mit dem sich recht zuverlässig die Auszugslänge messen lässt. Hier unsere Top 3:

Auszugslänge bestimmen ohne Bogen

1. Die Spannweite und etwas Mathematik

Diese Methode ist tatsächlich recht akkurat. Haben wir zumindest im Team etwas überrascht feststellen müssen, als wir die Methode erstmals selbst ausprobiert haben. Am besten stellt ihr euch gegen eine Wand, sodass ihr die Arme sauber und horizontal zu den Seiten hinausstrecken könnt. Ihr messt dann vom längsten Finger der einen Seite zum längsten Finger der anderen Seite die Armspannweite messen (wir gehen davon aus, dass ihr hierfür ein Messgerät mit cm Angaben benutzt). Diesen cm-Wert teilt ihr einmal durch 2,5 und anschließend das Ergebnis wieder durch 2,54. Et voilà: Das finale Ergebnis ist eure Auszugslänge in Zoll.

2. Rohschaft aufs Brustbein legen

Eine sehr pragmatische Methode, aber sie tut, was sie soll. Legt z.B. einen längeren Pfeilschaft (Stock, Messstab, etc.) aufs Brustbein direkt unter dem Hals und streckt eure Arme samt Hände entlang des Schafts gerade nach vorne. Markiert am Pfeil die Stelle, wo die Spitze eures längsten Fingers ruht. Der wohl in Zentimetern gemessene Wert ist dann als Auszugslänge zu verstehen. Sicherheitshalber würden wir bei dieser Technik empfehlen 1-1,5 Zoll draufzugeben, damit der Pfeil auf keinen Fall zu kurz ausfällt. Wenn ihr diesen Wert mit einer cm-Einstellung ermittelt habt, dann müsstet ihr diesen Wert abschließend durch 2,54 teilen, dann bekommt ihr auch den gewünschten Wert in Zoll.

Unser Schütze ermittelt eine Auszugslänge von ca. 29″ – 29,5″ (seine reale Auzugslänge liegt bei 29,5″).

Auszugslänge bestimmen mit Bogen

3. Der Messpfeil

Die sicherste Methode die Auszugslänge zu messen, wird wohl der Messpfeil sein. Wie der Name bereits preisgibt, handelt es sich hier um einen langen Pfeil-Platzhalter mit Nocke, den man wie einen echten Pfeil in den Schussablauf einbaut, ohne jedoch selbstverständlich den Pfeil zu lösen. Schütz*innen müssen dann den Schießablauf bis zur Ankerposition ausführen und dort verweilen, bis ein anderer den entsprechenden Wert abließt. Auf dem Pfeil ist eine Zoll/inch-Skala draufgedruckt, damit eine weitere Person – oder vielleicht auch ihr selbst durch eine Kamera – sehen kann wie lang die Auszugslänge ist. Der Messpfeil ist 35″, somit lang genug, um auch bei den größten Menschen nicht von der Auflage zu fallen. Für die DIY-Friends unter euch ist dieser Messpfeil sicherlich auch irgendwie schnell nachgebaut. Der Messpfeil aber ist halt in erster Linie ganz einfach: schnell und präzise.

Beispiel: routinierte Recurve-Schützin mit Messpfeil im vollen Auszug in Ankerposition

Bis wohin muss denn der Pfeil dann mindestens gehen?

In Vereinen und diversen Lehrgängen wird die Angabe der Auszugslänge gerne einfach als Formel weitergegeben. Aber selten wird erklärt woher diese Regel eigentlich kommt.

Die Angabe in Zoll hat es womöglich schon ein Stück weit verraten, dass wir uns für mehr Informationen in den US-amerikanischen Raum begeben müssen. Die Definition der korrekten Auszugslänge geht zurück auf die AMO (Abk. für Archery Manufacturers Organization), eine US-amerikanische Hersteller- und Händlerorganisation und direkte Vorgängerorganisation der ATA (Abk. für Archery Trade Association), die hierzu im Februar 1968 ein Heft (AMO Standards) für sämtliche andere im Bogensport, bzw. -bau geltende Normen veröffentlichte, die bis heute noch Kanon sind.

„Die Auszugslänge ist der Abstand bei vollem Auszug des Bogenschützen vom Nockpunktboden (also dort, wo sie an der Sehne dockt) bis zur tiefsten Stelle in der Griffschale (auch Pivot-Point genannt) des Bogengriffs plus 1 ¾ Zoll . Die Auszugslänge bis zum Pivot-Point wird als DLPP (engl. Draw Length Pivot-Point) bezeichnet und gilt der AMO nach als „wahre Auszugslänge“.

Als Beispiel geben sie folgende Berechnung: 26¼ Zoll DLPP plus 1¾ Zoll ist gleichbedeutend mit 28″ Auszugslänge“

Anfängern würde man als Trainer oder VÜL in Vereinen an dieser Stelle noch einmal ca. 1-2 Zoll (je nachdem wie routiniert der Schießablauf schon ist) draufgeben, damit der Pfeil im schlimmsten Fall nicht zu kurz wird.

In unserem Beispiel haben wir eine Recurve-Schützin mit routiniertem Schussablauf. Ohne mit großem Aufwand den Pivot Point unter der Hand zu ermitteln, kann man einfach mit dem Messpfeil bis zur Vorderkante des Mitteils zu messen. Das entspricht i.d.R. den 1,75 Zoll. Der Messwert bei vollem Auszug liegt hier bei 25,75″.

…und was ist mit Compoundschütz*Innen?

Etwas anders sieht es beim Compound aus. Der Compoundbogen ist nicht beliebig ausziehbar, sondern besitzt durch die Wall eine feste Auszugslänge. Das wiederum bedeutet, dass Schütz*innen ihren Compoundbogen bereits mit der benötigten Auszugslänge kaufen müssen. Die Methode mit dem Messpfeil würde hier erst gar nicht funktionieren. Die Methoden ohne Bogen sind hier in erster Linie gefragt.

Natürlich gibt es neben diesen beiden Methoden auch die Möglichkeit entsprechende Einsteiger-Compound-Bögen zu kaufen. Diese haben drehbare Module an den Cams. Das bedeutet, dass man die Auszuglänge des Bogens an den Modulen direkt einstellen kann. Für jene, die einen solchen Bogen noch nie gesehen haben, hier ein Beispiel mit dem Bear Cruzer G2.


Bear Cruzer G2

Bear Cruzer G2 im Shop

Detailansicht

In unserem Review des Bear Cruzer G2 zeigen wir genau, wie die verstellbaren Module an einem Compoundbogen aussehen.
An der folgenden Stelle im Video kann man gut sehen, wie man die Auszugslänge vom Compound mit den entsprechenden Modulen verstellen kann

Gerade für Anfänger*innen ist ein solcher Einstiegsbogen nicht verkehrt, denn anders als bei Recurve-Schütz*innen beispielsweise, kann man somit Schrittweise seinen Bogen in unterschiedlichen Einstellungen ausziehen und idealerweise von einem erfahrenen Schützen, bzw. Trainer*In beurteilen lassen, bei welcher festen Auszugslänge man am besten steht.

Beachtet: Vor dem Kauf eines solchen Bogens ist es jedoch nie verkehrt zuerst eine der Messmethoden ohne Bogen durchzuführen, damit man zumindest grob einen Anhaltspunkt hat. Denn diese verstellbaren Compoundbögen haben ein Limit, das in unserem Shop immer mit angegeben ist. D.h. Bögen, die keinen längeren Auszug zulassen als z.B. 30″ braucht ihr mit einer ermittelten Auszugslänge von 32″ gar nicht erst in Betracht ziehen.

Etwas mehr zur Bestimung der richtigen Auszugslänge beim Compound werden wir bald im Blog teilen! Stay tuned!