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Inhalte des Artikels:


Wer zu diesem Thema jetzt sagt „früher war alles einfacher“, der irrt sich. Gansfedern, Truthahnfedern, Adlerfedern… die Liste kann sich je nach Region noch weiter ausdehnen. Aber ja, vor ein paar hundert Jahren gab es „nur“ Naturfedern und noch kein Kunststoff. Denkt man zunächst vielleicht nicht, aber das macht heute das Thema „Was für eine Befiederung braucht mein Pfeil?“ um einiges leichter. Zumindest was die Auswahlmöglichkeit, die Anbringungstechnik und natürlich die Beschaffung angeht.

Neben Naturfedern gibt es die Kategorie Kunststoffbefiederung (Plastic-Vanes) und Spin Vanes.

Bei der Auswahl der Befiederung muss man sich prinzipiell immer folgende Fragen stellen:

  • Welche Disziplin schieße ich?
    Recurve, Compound, Blankbogen, Traditionell…?
  • Wie dick/dünn ist mein Pfeil?
  • Wo möchte ich damit schießen?
    Feld, Wald, Wiese, Halle…?

Naturfedern

Ästhetisch bringen Naturfedern auch schöne Formen und Farben mit sich. Der entscheidende Faktor ist die Größe der Federn. Naturfedern sind i.d.R. größer als die Kunststoffmodelle. Das hat zur Folge, dass der Pfeil verlangsamt wird, aber dadurch auch in seinem Flug stabilisiert. Etwas, was man insbesondere auf kürzere Distanzen schätzt. Sie werden z.B. von einigen traditionellen Bogenschütz*innen oder auch beim modernen Bogensport in der Hallensaison verwendet. Prinzipiell also alles Orte, bzw. Disziplinen, bei denen dickere Pfeile auf kürzere Distanzen geschossen werden können.

Vielleicht etwas unerwartet für manche, aber Naturferdern sind ziemlich robust. Zumindest sehr viel stabiler als im Vergleich zu Spin Vanes. Auch wenn sie nicht so „unverwüstlich“ wie Plastic Vanes sind, gibt es sogar u.U. die Möglichkeit Naturfedern zu reparieren.

Schnell-Überblick: Naturfedern

Vorteile:

  • Ästhetisch natürliches Aussehen
  • sind erstaunlich robust und u.U. sogar reparierbar
  • Können insbesondere dickere Pfeile während dem Flug besser nachkorrigieren

Zu beachten:

  • Achtgeben auf links- oder rechtgewundene Federn (Einheitlichkeit!)
  • (Echtfedern) sind nicht immer günstig

Zusatzinfo:

  • für Traditionalisten, bzw. Holzpfeile geeignet
  • beliebt bei dickeren Alu-Pfeilen (nur für die Nutzung in der Hallensaison empfohlen)

Sidefact: Im Bereich der Naturfedern, kann man z.B. Truthahnfedern auch ungestanzt kaufen. Diese haben immernoch ihre natürliche Form und müssten vor dem Gebrauch idealerweise vereinheitlicht werden. Hierzu gibt es eine sogenannte „Federstanze“. Das ist ein Gerät, in welchen man die ungestanzte Naturfeder hineinplatziert und dann in eine bestimmte Form stanzen kann. Diese Formen haben auch eine festgelegte Terminologie, wie z.B. Parabol, Schild, usw.

Kunststoffbefiederung / Plastic Vanes

Wenn es sich nicht um Naturfedern handelt, geht es eigentlich immer um Kunststoffbefiederungen. Doch hier unterscheidet man grundsätzlich zwischen den sogenannten Plastic und Spin Vanes.

Plastic Vanes sind eigentlich fast immer die erste Wahl. Die meisten Fertigpfeile beispielsweise haben bereits angeklebte Plastic Vanes. Man findet sie an den Pfeilen bei Anfängern wie auch professionellen Compoundschütz*innen. Für Anfänger geeignet, da sie ähnlich wie bei den Naturfedern, etwas schwerer sind als die Spin Vanes, stabiler und dadurch u.U. auch kleine Fehler verzeihender. Insbesondere wenn man am Anfang unsicher ist, macht man mit Plastic Vanes eigentlich nichts falsch.

Da Compoundbögen prinzipiell auch viel mehr Energie an den Pfeil abgeben, als z.B. der Olympische Recurve, spielt es keine Rolle, ob sie Plastic oder Spin Vanes nehmen. Hier ist der entscheidende Faktor, dass man mit einem Compound auf 50 m (WA im Freien, auf eine Auflage) die Pfeile auf der Scheibe einfach sehr eng gruppiert und somit die Federn sehr viel eher beschädigt werden können. Plastic Vanes sind neben den anderen alternativen einfach sehr viel stabiler und spätestens bei routinierten Compoundern im Freien ein Must-Have.

Schnell-Überblick: Plastic Vanes

Vorteile:

  • einfach anzubringen
  • nicht so leicht zu beschädigen
  • günstige Kaufoptionen vorhanden
  • umfangreiche Farb-, Form- & Größenauswahl

Zu beachten:

  • können je nach Modell sogar schwerer sein als Naturfedern (führt u.U. zu unerwünschtem Verlangsamen des Pfeils)
  • benötigen einen extra Kleber zum Anbringen
  • für optimale Einheitlichkeit ist ein Befiederungsgerät empfohlen

Zusatzinfo:

  • für dünnere, wie auch dickere Pfeile geeignet
  • Anfängertauglich + für Compounder geeignet

Spin Vanes

Die helixartige Windung der Spin Vanes ist wohl das charakteristischste an diesem Federtypus. Direkt gefolgt von der Leichtigkeit und Flexibilität. Diese Windung sorgt dafür, dass sich der Pfeil im Flug viel schneller als z.B. mit Plastic Vanes oder Naturfedern, um seine eigene Achse dreht. Ein Verhalten von welchem gesagt wird, dass sie insbesondere für längere Distanzen vorteilhaft ist.

Der US-amerikanische Olympiasieger Jake Kaminski (2012 London, Bronze mit dem Herren-Team) sieht den größten Vorteil in der Leichtigkeit der Federn. Sie seien leicht genug, um das Pfeilverhalten nicht signifikant zu beeinflussen und dennoch seien sie in der Lage den Pfeilflug zu stabilisieren.

Insofern wundert es nicht, dass es spätestens auf professioneller Ebene keine Bogenschütz*innen im Olympischen Recurve gibt, die in der Außensaison mit etwas anderem schießen als Spin Vanes.

Schnell-Überblick: Spin Vanes

Vorteile:

  • leicht zu ersetzen (auch ohne Befiederungsgerät möglich)
  • Befestigungstape ist inbegriffen (kein Kleber notwendig)
  • Sehr leichtes Material (ideal für längere Distanzen)

Zu beachten:

  • Leicht zu beschädigen, muss entsprechend oft gewechselt werden
  • Zahlreiche Hersteller und damit verbunden Formabweichungen und Materialunterschiede

Zusatzinfo:

  • für dünne, filigrane Pfeilschäfte sehr gut geeignet
  • ideal für das Olympische Recurveschießen, bzw. größere Distanzen

Sidefact and Urban Legends: In der Bogensportszene kursiert eine altverwurzelte Annahme, dass man verschieden farbige Spin Vanes nicht miteinander kombinieren sollte. Der Verdacht lautet: die Farbe beeinflusse das Gewicht der Federn. Sicherlich gibt es bei manchen Kunststoffkombinationen je nach Färbung leichte Materialveränderungen, die sich u.U. minimal am Gewicht bemerkbar machen könnten, aber wir haben uns gleich gefragt, wie groß da der Unterschied bei Spin Vanes überhaupt sein kann. Und warum wird eine solche Schwankung nur bei den Spin Vanes bedacht und nicht beispielsweise auch bei Plastic Vanes? Wir haben stichprobenartig fünf verschieden farbige Packungen mit der gleichen Anzahl an Spin Vanes (ja, wir haben die Spin Vanes abgezählt!) abgewogen und festgestellt: Die Gewichtsschwankungen liegen pro Packung (lila, gelb, blau, weiß, schwarz) bei 0,2 gr. Das sind mögliche 0,004 gr, bzw. 0,000256 g pro Feder. Ist die Wahrnehmung eines Gewichtsunterschieds dieser Größenordnung "real" oder nur "Bogensporthomöopathie"? Wir lassen die Frage mal im Raum stehen.

Der Hersteller unserer Spin-Vanes-Probanden, RangeOMatic, selbst schreibt in seinen FAQs, dass sich "in [...] jüngsten Tests [...] gezeigt [hat], dass es keinen Unterschied im Luftwiderstand zwischen den Farben gibt." Unverständlicherweise raten sie aber unkommentiert von der Kombination unterschiedlicher Farben dennoch ab...

Dieser Nutzungshinweis ist das eigentliche Mysterium, wenn ihr uns fragt 🙂

Zubehör

Wraps

Nein, es sind natürlich nicht die leckeren Wraps aus der Gastro gemeint, sondern ein Kleb-Überzug, den man an das Nockenende des Pfeilschaftes anbringen kann (‚wrap‘ aus dem engl. z. dt. ‚Ummantelung‘, ‚Verpackung‘). Wraps gibt es in unterschiedlichsten Farben und Designs. Man kann sie um dickere wie auch dünnere Alu-, oder Carbonpfeile kleben. Sollte man Plastik-Vanes benutzen können Wraps zudem auch als schützender Untergrund fungieren, sodass die Klebstoffreste nicht direkt am Pfeilschaft haften bleiben.

Es gibt zudem auch die Möglichkeit Individuelle Wraps anfertigen zu lassen, wie z.B. bei Customwraps.com. Man kann sich die Wraps durchnummerieren lassen, mit dem Namen versehen, oder sogar Linien einzeichen lassen, die die Klebestellen für die Befiederung kennzeichnen. Somit könnten Wraps das manchmal mühselige Beschriften der Pfeile hin und wieder einmal obsolet machen.

Pfeilwraps im Shop

Im BSS-Shop gibt es unterschiedlichste Wrap-Designs zur Auswahl, aber auch einpaar Hilfs-Tools, die man z.B. benutzen kann um die Wraps gerade auf den Schaft aufzukleben.

Cresting

© Foto: Bohning Youtube

Auch Holzpfeile kann man farblich individualisieren, doch eignen sich Klebestreifen - wenn nicht anders vorgesehen - auf einem Holzuntergrund schlecht. Ganz nach traditionellem Vorbild kann man Holzpfeile aber mit ‚Crestings‘ versehen. Das Wort stammt wieder aus dem Englischen und impliziert das Verständnis als "den Pfeil im Stile des Wappens bemalen", wie es historisch üblich war. Hier verziert man den hinteren Bereich des Holzpfeiles mit Farbringen, die in veschiedenen Designs aufgemalt werden.

Hierzu gibt es im BSS-Shop beispielsweise Bohnings Cresting-Kit Professionell, eine recht kompakte Apparatur mit eingebautem Motor, der bei der Bemalung der Pfeile bestmöglich helfen soll. Man klemmt den Pfeil in die vorgesehenen Stellen und kann diesen dann durch den Motor rotieren lassen, sodass man wie auch beim Töpfern und dem Drehtisch, den Pfeil mit gleichmäßigen Ringen versehen kann. Passend zur Apparatur werden Pinsel und Lackfarbe mitgeliefert.

Bohnings Cresting Kit Professionell im Shop

1 thought on “Federn & Vanes – Was für eine Befiederung braucht mein Pfeil?

  1. Sehr guter Beitrag. Es werden alle Vor- und Nachteile aufgeführt und machen die Kaufentscheidung leichter für den Kunden. Bitte macht so weiter.

    Viele Grüße

    Micha

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