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First things first: Was man als erstes wissen muss, bevor man Pfeile kauft

Die Frage nach den richtigen Pfeilen gehört bei uns zu den häufigsten Fragen überhaupt. Gleich vorweg: sie ist meistens nie ad hoc zu beantworten. Nicht weil die Antwort schwierig ist, sondern weil der Bogensport, respektive das Bogenschießen sehr individuell ist und folglich für unterschiedliche Schütz*Innen auch etwas andere Anforderungen gelten. Es gibt allgemeine Richtlinien, an die wir uns halten, bevor man dann, je mehr man schießt, seinen kompletten Bogen, bzw. das Bogensetup feiner tunen kann. In diesem Artikel sollen Basics über die Wahl der richtigen Pfeile gehen, sodass jeder unserer Leser*Innen anschließend genug Ahnung hat, um im Dschungel des Pfeilmarkts zurechtzukommen.

Der Bogensport ist eine ganzheitliche Sportart. D.h. der Bogen, oder die Pfeile, sprich: einzelne Teile des Equipments können nuanciert, aber auch erheblich zum Gesamtergebnis beitragen, aber spielt trotzdem kein einziges Element ein Solostück. Bogenschießende und deren Bogensportgerät sind stets als Einheit zu verstehen. In diesem Sinne wollen wir vorab immer drei grundsätzliche Fragen geklärt haben:

1. Was für ein Material brauchst du?

Das große und dennoch recht überschaubare Universum des Bogenschießens bietet vielerlei Bogensorten und mit ihr auch unterschiedliche Disziplinen und ebenso sehr unterschiedlich ambitionierte Schützen. Warum diese Tatsache für die Pfeilwahl wichtig ist? Die Disziplin bestimmt das vorgesehene Material des Pfeiles: Holz, Aluminium oder Carbon. Hier zur Erläuterung ein Beispiel: Ein Anfänger des olympischen Bogenschießens braucht i.d.R. erstmal robuste Pfeile, die bei den erstmaligen Fehlschüssen nicht gleich zersplittern und kaputtgehen. Meist fällt die Wahl auf etwas schwerere aber robuste Alu-Pfeile. Doch ist an dieser Stelle auch gesagt, dass es inzwischen auch für Einsteiger gute Carbonpfeile gibt, die nicht so teuer sind. Für den Anfang könnten die Pfeile auch ruhig günstiger sein, da man sich anfänglich auch viel verschießen kann, oder aber davon ausgeht, dass man mit der Zeit die Pfundzahl des Bogens erhöhen wird und sich dann wieder entsprechend passende Pfeile besorgen muss. Aber einem Turnierschützen würden wir eben aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, beispielsweise filigranere und definitiv leichtere Carbon-Pfeile empfehlen. Und wenn man hier z.B. traditionelles Bogenschießen betreibt, so werden auch Holzpfeile eine interessante Option sein. So weit so gut zum Material.

2. Was ist dein Zuggewicht?

Apropos Pfundzahl erhöhen. Die Wahl des Pfeiles kann nicht ohne die Angabe der Pfundzahl geschehen, denn diese gibt Ausschluss darüber, ob der Pfeil ein Harter oder ein Weicher sein soll. Die Pfeilhärte wird im Bogensport Spine(-wert) genannt. Z. dt. bedeutet es eigentlich ‚Wirbelsäule‘, zunächst vielleicht schwer herzuleiten, aber wenn man an die Bewegungsmechanik der Wirbelsäule an einem Skelett (vielleicht aus dem Biologieunterricht?) denkt, wird es einem womöglich schneller ersichtlich. Mit Spinewert wird der Grad der Durchbiegung des Pfeilschafts beschrieben. Ziel ist es, dass der Pfeil im Moment des Lösens so ruhig wie möglich fliegt.
Abhängig also von deinem Zuggewicht, fast immer angegeben in Pfund, ist auf den Spinewert zu schauen. Aber Vorsicht: Dein Zuggewicht ist nicht immer jene, die auch auf deinen Wurfarmen draufsteht. Diese gibt nur an, für welche Stärke der Wurfarm vorgesehen ist bei einer Standardauszugslänge von 28″.

Von Last Chance Archery gibt es beispielsweise eine Bogenwaage, die ihr einfach wie ein Compound-Release an die Sehne hängt und ganz normal auszieht, als ob ihr den Pfeil schießen wolltet. Ihr wartet einige Augenblicke in Anker-Position und könnt dann wieder absetzen. Sicherheitshalber könntet ihr den Ablauf 1-2 Mal wiederholen. Der Wert ist dann als euer Netto-Zuggewicht zu verstehen. Alternativ könnte man sich vielleicht auch mit einer Kofferwaage zu helfen wissen, die nach demselben Prinzip funktioniert, wie die Bogenwaage.

3. Was für eine Auszugslänge hast du?

Was für ein Bogenschützentyp du bist, schränkt also die Pfeilauswahl ein, die Pfundzahl führt uns zum Spinewert und die Auszugslänge (kurz auch manchmal Auszug genannt) wirkt hier wie eine unabdingbare z-Achse in diesem Koordinatensystem, denn sie ist neben der Bogenstärke ausschlaggebend in der Bestimmung des Spinewerts. Deiner korrekte Auszugslänge (gemessen vom tiefsten Punkt in der Nocke (Sehnenberührpunkt) bis zur Spitze) kannst du am besten dann bestimmen, wenn du schon einen recht routinierten Schussablauf hast. Für Anfänger und etwas Erfahrene ohne routinierte Technik wird es hingegen etwas kniffeliger. Wenn man mit der Zeit merkt, dass der Pfeil etwas zu lang ist, kann man korrigieren, aber keinen zu kurzen. Bei inkonsistenter Schusstechnik kann die Pfeillänge schon einmal 2-4 Zoll variieren und bei eben zu kurzen Pfeilen könnte es sogar zu Verletzungen führen, sollte der Pfeil von der Auflage fallen. Das sollte auf keinen Fall sein. Daher nimmt euch die Zeit, geht am besten zu zweit aufs Feld und misst mehrmals eure Auszugslänge. Wie ihr den am besten messen könnt, was es noch für Messtechniken gibt und worauf es dabei ankommt, lest ihr hier.

Get started: 1, 2, 3 – hier kommt der Pfeil!

Nun haben wir eigentlich alles Essentielle, was es braucht, um sich im Pfeil-Amazonas durchzuschlagen. Machen wir uns gleich an die Praxis: Uns ist klar, was für eine Pfeilart unsere Disziplin erfordert (Holz, Alu, Carbon), wissen wie stark unser Bogen ist (Zuggewicht/Pfundzahl) und kenne meine Auszugslänge (die Länge des kompletten Pfeils von der Nocke bis zur Pfeilspitze) und nun kann ich den Pfeil mit richtigem Spinewert aussuchen. Wir haben euch eine einfache Übersichtstabelle angefertigt, wo ihr euren Pfeil mit passendem Spinewert finden könnt. Wir möchten gleich mit Nachdruck betonen, dass diese Tabelle nur als grobe Orientierung gilt und der Spinwert des gewünschten Pfeils, evtl. den exakt hier genannten Spinewert gar nicht im Sortiment hat. Hier ergänzen wir, dass ein Spielraum von +/- 100 keine so große Rolle spielt für den Einstieg. Je mehr ihr schießt werdet ihr selbst merken, ob ihr das nächste Set Pfeile härter, oder weicher wünscht.

Zuggewicht21″22″23″24″25″26″27″28″29″30″31″32″33″
10-162000200019001600140012001100
17-232000190018001500130011001000900800700600600500
24-29200018001500130011001000900800700600600500500
30-3518001500130011001000900800700600600500500400
36-401500130011001000900800700600600500500400400
41-45130011001000900800700600600500500400400350
46-5011001000900800700600600500500400400350350
51-551000900800700600600500500400400350350300
56-60900800700600600500500400400350350300300
61-65800700600600500500400400350350300300
66-70700600600500500400400350350300300
71-76600600500500400400350350300300

Wir geben euch einmal ein Beispiel. Sagen wir unser Schützling XY hat eine Auszugslänge von 25“ und schießt einen 26 lbs Bogen. Laut Tabelle entspräche das einen ungefähren Spinewert von 1100. Nun browsen wir einmal im Shop und finden beispielsweise einen guten Einsteiger Pfeil von Easton den Inspire. Wenn wir dann in die dortige Tabelle blicken, finden wir jedoch keinen Pfeil mit dem Spinewert 1100. Sondern nur 1000 und 1200. Wir sagten bereits, dass ein niedriger Wert ein härterer und eine höhere Zahl ein weicherer Pfeil bedeutet. Wenn ihr ambitioniert seid und auch entsprechend an eine baldige Pfundzahlerhöhung denkt, könnt ihr in einem solchen Fall ruhig den härteren Spinewert nehmen.

Unsere Pfeilempfehlungen zum Anfangen

Aller Anfang ist schwer! Das ist uns durchaus bewusst, weshalb wir uns bemühen mögliche Berührungsängste mit den komplizierten Themen unseres Lieblingssportes so gut es geht aufzuheben. Wir können auf jeden Fall sagen, dass ihr mit dieser Tabelle schnell einen Fuß in den Sport hineinfindet. Aber wolltet ihr auch drinnen bleiben, führt tatsächlich kein Weg drum herum den idealen Pfeil „auszuschießen“ und zu finden.

Um den Start in das Bogenschießen noch einmal bestmöglich zu vereinfachen, haben wir euch verschiedene „Fertig-Starters“ einmal zusammengestellt:

1. Avalon Fertigpfeil Tyro 4.2

Für die Raser und ganz Ungeduldigen unter euch, bei denen es gar nicht schnell genug gehen kann, haben wir unseren Topseller Fertigpfeile Tyro von Avalon am Start. Wie der Name eigentlich schon sagt. Der Pfeil ist komplett fertig und zur Nutzung bereit. Nocke genockt, Federn beklebt, Spitze drin. Das klingt zunächst nicht schlecht, aber gibt es da vielleicht einen Haken? Die Pfeile kommen halt in fixen Größen und lassen sich -so fertig wie sie sind- im Nachhinein schlecht kürzen. Hinzu kommt, dass man hier ohne hin die Farben der Federn nicht wählen kann, aber auch kann Avalon nicht gewährleisten, dass man ein einheitliches Set erhalten kann. Muss man sich im Klaren darüber sein. Aber wem die Farben egal sind, dann sind diese Pfeile genau das, was sie vorzugeben zu sein. Fertig.

2. Avalon Fertigpfeil Classic 4.2

Auch wenn sie unsere Topseller sind, ist Avalons Tyros-Reihe tatsächlich nicht unsere einzigen Fertigpfeile. Wem also die angebotene Pfeillänge oder die kunterbunten Federn beim Tyros nicht gefallen, könnte mit dem Avalon Classic durchaus zufriedener sein. Der Pfeilschaft ist wieder fertig genockt und befiedert und im Lieferumfang sind die entsprechenden Pfeilspitzen dabei, diese müsst ihr jedoch selbst einkleben. Auch wenn man hier keinen Einfluss auf die Farbwahl hat, kann man wenigstens ein 12er-Set Pfeile in derselben Farbkombi genießen. Wer Fertigpfeile wünscht, dem würden wir tatsächlich lieber die Avalon Classics empfehlen. Hauptsächlich weil ihr euch den Pfeil nach eurer ermessenen Auszugslänge zuschneiden und somit zuverlässiger schießen könnt.

3. Easton Fertigpfeil Inspire

Wieder für die Schnellstarter unter euch, die einfach loslegen wollen, gibt es eine qualitative Alternative zum Tyro 4.2 mit der Inspire-Reihe vom bekannten Hersteller Easton. Die Pfeile gibt es einzeln und kommen wieder fertig genockt und mit kunterbunten Federn und Spitzen versehen.

4. Fertigpfeile von Gold Tip ‚Traditionell‘ und Easton ‚Carbon Legacy‘
Gold Tip ‚Traditionell‘
Gold Tip ‚Traditionell‘ im Shop

Technic meets Tradition. Ganz in diesem Sinne bieten wir den Traditionalisten unter euch in einen schönen Holzmantel gepackte Carbonfertigpfeile.

Die Gold Tips sind mit 4″ Naturfedern befiedert und einem GT Nock wie auch passenden Inserts versehen. Vorteilhaft ist wieder, dass die Spitzen lose beiliegen, damit der Pfeil vor dem Kleben auf die richtige Länge abgeschnitten werden kann. Diesen Pfeil gibt es im 6er oder 72er Set zu kaufen.

Easton ‚Carbon Legacy‘
Easton ‚Carbon Legacy‘ im Shop

Die Legacy-Serie von Easton ist neu im Rennen und wie der Hersteller stolz in seinem Intro-Video beschreibt, ist der Holz-look mit einem edlen weißen Finish echt gut gelungen. Auch hier ist sie mit 4″ Naturfedern befiedert und im Lieferumfang sind Nocke und Inserts mit enthalten.

Aber jetzt mal ehrlich. Würde der Fallschirmspringer seinen Fallschirm einfach fertig kaufen und losspringen wollen? Na, (wir hoffen) selbstverständlich nicht. Im Prinzip ist es mit den Pfeilen von Bogenschütz*Innen nicht anders. Einen Pfeil selbst „zusammenzubauen“ ist echt kein Hexenwerk. Im Gegenteil. Wenn man sich einmal mit dem Thema beschäftigt hat, steckt in dieser Tätigkeit des Nockenanstecken, Federn- und Spitzenklebens sehr viel Freude und mentale Vorbereitung. Und in diesem Satz habe ich euch sozusagen schon verraten, was alles benötigt wird, um zum großen DIY-Glück zu kommen. Nicht einmal beim Thema ‚Pfeile kürzen‘ solltet ihr Vorbehalte haben. Vielleicht hilft dazu auch unser Video.

Was ihr zum Schaft noch zusätzlich bräuchtet, wären Nocken, Spitzen und Federn. Idealerweise bräuchtet ihr ein Befiederungsgerät und natürlich Kleber.

4 thoughts on “Was für Pfeile brauche ich?

  1. Schöne Beitrage, wissenswert und lesenswert.
    Aber euer „Gendern“ ist einfach unerträglich. Ich bin BOGENSCHÜTZE , und das will ich auch bleiben.
    Schade , …ich werde also dort kaufen wo ich das noch sein kann.

      1. Hallo Tilmann,
        Deine Antwort an Sportfreund Uwe Leidemann finde ich echt konsequent .
        Sich hier über das „Gendern “ aufzuregen, oh Gott. Was soll das denn?
        Ich möchte Bogenschießen und nicht mit diesem schönen Sport die Welt verändern. Weil das wird ohnehin nichts.
        Nochmals, Respekt für Deine offene und ehrliche Antwort. Ich schließe mich Deinem Tschüsss an.
        Pierre Manka

        1. Vielen Dank für den Support :-). Es gibt leider immer wieder ein paar „Snowflakes“ die so empfindlich sind, dass Ihnen drei Gender-Sternchen in ein mehrere tausend Wörter langen Blogposts offenbar schlimme seelische Verletzungen zufügen. Sollte man eigentlich nicht drüber lachen sondern Mitleid haben. Ich finds aber trotzdem irgendwie lustig wenn ich mir die „starken Kerle“ vorstelle, die sich zuhause hinsetzen um alle Welt wissen zu lassen, wie schlimm bedroht sie sich fühlen.

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