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Aufbau & Nockentypen

Die Nocke ist ein recht kleines Teil am Pfeil und dennoch gibt es Details, die man wissen und beachten sollte. Es ist beispielsweise sehr wichtig, wie die Sehnenkerbe ausmodeliert ist. Diese besteht aus zwei Teilen. Im amerikanischen Sprachgebrauch hört man öfter die Bezeichnung „Throat“ (z.dt. Hals, bzw. genauer wohl an dieser Stelle als Kehle gemeint), welcher den oberen Bereich der Sehnenkerbe, die zur Sehne hin leicht konvex geformt ist, näher beschreibt. Wir bezeichnen diesen Teil als Nockenflügel.

Der Bereich des Nockbetts (im Englischen auch „Mouth“, z.dt. Mund) bezieht sich auf den konkav geformten Bereich der Kerbe. Der Sinn dieser Formwechsel ist der, dass die Nocke den Pfeil an der Sehne ausreichend fixiert, ohne ihn aber daran festzuklammen. Sehr vereinfacht ausgedrückt: Der eingenockte Pfeil „klickt“ sich an die Sehne und fällt sofort ab, sobald man mit dem Finger an der Sehne zupft.

Verschiedene Nocken, bzw. Nockenformen sind für manche Sehnentypen mehr oder weniger gut geeignet. Hier bezieht man sich insbesondere auf Durchmesser. Es gibt aktuell nur zwei gängige Nockbettgrößen. Der Bogensportteilehersteller Beiter nennt diese #1 und #2, Easton wiederum direkt mit dem Durchmesserwert .088 und .098 Zoll (also 2,2 mm und 2,5 mm).

Für Anfänger gilt i.d.R.: Beim Recurve in die #1er (Beiter), bzw. .088 (Easton) und beim Compound zum #2er, bzw. .098 Schachtel greifen. Diese sollten auch mit handelsüblichen Sehnen der jeweiligen Disziplin übereinstimmen.

Mit dem sog. Fitting (engl. für „Anschlussstück“) beschreibt man jenen Teil einer Nocke, der mit dem Schaft verbunden wird. Hier gibt es inzwischen ein paar unterschiedliche Typen, die im Folgenden näher erklärt werden sollen.

Optional: Bei den meisten Nockenherstellern werden Marker an der Nocke angebracht. Diese übernimmt die Aufgabe einer Leitfeder. Beim Hersteller Beiter z.B. ist der Bereich der Sehnenkerbe asymetrisch angeschrägt (diese angeschrägte Seite soll dabei immer nach oben zum/r Schütz*in zeigen), während andere Hersteller die äußere Kante eines Nockenflügels mit einer strichartigen Erhebung versehen (dieser Strich zeigt ebenfalls zum/r Schütz*in und weg vom Bogen).

Einsteck-Nocken

Einsteck-Nocken, oder auch In-Nocks/Nocken genannt, sind wohl die unkompliziertesten und dadurch auch meistbenutzten Nocken, da es sie für fast jede Schaftdurchmessergröße gibt (bis auf die dünnsten Carbonschäfte). Man kann sie auch mit vielen Aluminiumschäften verwenden. Wie die Bezeichnung bereits impliziert, wird die Einsteck-Nocke in den Schaft eingesteckt. D.h. das Fitting der Nocke muss mit dem Innendurchmesser des Schaftes korrespondieren, sodass ein Schlüssel-Schloss-Prinzip die Nocke problemlos am Schaft fixieren kann.

Einsteck-Nocken sind nicht richtungsgebunden und lassen sich ohne weiteres beliebig drehen und z.b. an die Befiederung anpassen. Es gibt auch In-Out-Nocken von Beiter beispielsweise, die so gebaut sind, dass einstecken kann und sich trotzdem ein Teil der Nocke über den Schaft legt.

Es gibt auch die Möglichkeit bei Aluminiumpfeilen vorher sog. Bushings (engl. Wort für „Buchse“) einzusetzen und die Einstecknocke danach einzustecken. Bushings sind Metalleinsetze, die in die Nockenenden der Pfeile gesteckt werden, um die Schäfte zusätzlich vor Beschädigungen durch andere Pfeile zu schützen.

Ein Bushing wird insbesondere bei dickeren Aluminiumpfeilen mit größerem Innendurchmesser notwendig. Hier muss das Fitting der Einsteck-Nocke zum Innendurchmesser des Bushings passen.

Uni-Bushing: Uni-Bushings reduzieren den Pfeildurchmesser auf 0,166″ und somit passend für Eastons G-Nocks oder Beiters 12er Nocken.

Super-Uni-Bushing: Die Firma Easton z.B. bietet für dickere Pfeile, wie die hauseigene Pfeilserie X23, den sog. Super-Uni-Bushing an. Dieser reduziert den Durchmesser auf 0,245″. Damit passen die großen Easton Super Nocks bzw. auf Beiter 19er Nocken.

Beispiel: Uni-Bushing von Easton passend für die herstellereigenen G-Nocken

Aufsteck-Nocken (Out-Nocks)

Aufsteck-Nocken, oder auch mit dem englischen Begriff „Out-Nocks/Nocken“ bekannt, besitzen ein Fitting dass zum Außendurchmesser des Pfeilschaftes passen muss. Die Out-Nocken von Beiter kommen passfertig zum korrespondierenden Schaft. Das bedeutet, dass sie zwar perfekt auf den Außendurchmesser passen, aber nicht ohne weiteres am Schaft fest sind. In der beigelgten Mini-Gebrauchsanweisung wird auf die Verwendung von einem kleinen Stück Teflonband verwiesen, welchen man problemlos in jedem gut sortierten Baumarkt findet.

Man legt ein kleines Stückchen zwischen die Nocke und den Schaft und klemmt diese so ein. Man kann die Festigkeit, mit welchem die Nocke auf dem Schaft angebracht werden soll, minimal mit der Größe des Teflonbandstücks bestimmen.

Ist Teflonband wirklich notwendig?

Ich weiß z.B., dass manche andere Out-Nock-Benutzer einfach ein Stück Folie (z.B. Frischhaltefolie) abreißen und dazwischen klemmen. Ich persönlich benutze Out-Nocken von Beiter und befestige diese an meine ACE, bzw. X10 Pfeilschäfte mit einem kleinen Fetzen schwarzen Tape, mit welchem man Spinwings am Schaft fixiert. Der Vorteil hiervon ist, dass ich das wegen meinen Spinwings ohnehin immer dabei habe und Nocken auch mal ‚on-the-spot‘ wechseln kann und muss dann nicht auch noch das Teflonband miteinpacken.

Manchmal gerät der Fetzen etwas zu groß, sodass die Nocke am Schaft zu fest verankert ist. Das ist für spätere Anpassung an die Federn etwas umständlich, deshalb lieber etwas weniger Tape benutzen. Die Regel sollte sein: genug sodass die Nocke nicht herunterfällt, aber noch angenehm drehbar ist.

Beispiel für „Zwischenmaterial“: Befestigungstape, welches man bereits für die Spinwings benutzt. Aber man könnte prinzipiell alles Mögliche, was man gerade zur Hand hat, verwenden, wie z.B. dünne Folie, etc.

Tipp: Man sollte lediglich auf eine gewisse Einheitlichkeit achten.

Warum überhaupt „aufstecken“, wenn man „einstecken“ kann?

Natürlich. Wie auch alles andere im Bogensport, ist die Beantwortung dieser Frage je nach Blickwinkel bunt und facettenreich oder fad und highlightslos. Vieles kann auf Erfahrungswerte beruhen, oder auch am Ende des Tages: Einfach persönlicher Geschmack.

Die grundsätzliche Frage bei der Nockenwahl heutzutage ist: was schützt meinen Pfeil beim Aufprall mit einem anderen Pfeil wohl am besten?

Man findet Out-Nocken bei Spitzensportlern insbesondere im ost-asiatischen Raum, wie z.B. bei den koreanischen Bogenschütz*innen. Trainer*innen haben dort nach eigenen Angaben wohl die Erfahrung gemacht, das Out-Nocken den Pfeil bei Aufprall besser schützen und zudem minore Zughandfehler eher verziehen. Eine Auffassung, die man auch in manch internationalen Bogensport-Foren diskutiert findet.

Pin-Nocken

Pin-Nocken sind im Vergleich zu Ein- & Aufsteck-Nocken kürzer. Aber im Prinzip müssen auch diese aufgesteckt werden. Hier aber nicht einfach direkt auf den Schaft, sondern auf ein Zwischenteil, den sog. Pin-Einsatz. Dieser wird vorher wie eine Pfeilspitze in den Schaft geklebt.

Die wohl weitverbreiteste Annahme bei einem Pin-Nocken-Setup ist wohl der, dass der Pfeil vor aufprallenden Pfeilen am besten geschützt ist. Doch gibt es ebenfalls viele Stimmen, die dem widersprechen. Ein Pin würde evtl. den vorderen Pfeil schützen, aber den Aufprallenden dafür kaputt machen, oder zumindest den vorderen Pfeil dennoch mitbeschädigen.

Interessanter hier ist die Betrachtung des durch den Pin beeinflussten Pfeilverhaltens (mehr Information zum Thema dynamisches Pfeilverhalten findet ihr hier). Aber einen entscheidenden Mehrwert insbesondere für Anfänger könnte man nicht nennen. Hier muss man sich bei interesse einfach durchprobieren.

Aufklebe-Nocken

Aufklebe-Nocken sind heute nicht mehr so üblich, zumal sie umständlicher zu benutzen sind als die anderen Nockentypen. Generell werden sie heute meistens bei Anfängerpfeilen hergenommen. Diese besitzen einen standardisierten Konus am Nockenende des Pfeiles, den man bei Aufkleb-Nocken zwingend braucht. Darüber hinaus finden Aufklebe-Nocken heute auch noch häufig bei Holzpfeilen Gebrauch.

Beispiel zu Aufklebe-Nocke: AAE Plastinocks
Aufklebe-Nocken benötigen einen Konus am Nockenende des Pfeils, wie z.B. bei den Easton Jazz

Spezialnocken:

Dieser Bereich gilt eigentlich schon als exotisch. Manche würden ‚experimentell‘ sagen, ich sage jetzt einfach pragmatisch ‚Hybrid-Modelle‘ dazu. Hybrid deshalb, weil sie Eigenschaften der obigen Typen im Versuch „optimierter“ zu sein aufnehmen und kombinieren. Ob sie dann wirklich auch ‚besser‘ sind, muss man einfach ausprobiert haben.

Pin-Out-Nocken

Wie der Name schon sagt, kombinieren Pin-Out-Nocken den Pin-Einsatz mit einer Aufstecknocke (Out-Nock). Man ersetzt quasi das Teflonband durch ein Pin an welchen man die Nocke klickt.

In-Out-Nocken

In-Out-Nocken kombinieren das richtige Gefühl des Einsteckens mit dem guten Gewissen des Aufsteckens. Nichts muss gestopft werden und dennoch hüllt sich die Nocke -man möchte sagen- passgenau auf den Pfeilschaft.

2 thoughts on “Ein Guide durch den Nockenwald

  1. Hi,
    Coole Übersicht. Danke.

    Kleine Anmerkung: Die Easton X Nocks haben einen Durchmesser von 0.204″, und passen damit nicht in die SuperUni Bushings. Die haben 0.245″ Durchmesser, entsprechend den EASTON Super Nocks.

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